Zurück zu Uber Eindhoven

Philips Erbe: von Innovation bis Architektur

Wie Eindhoven ohne Philips ausgesehen hätte, weiß keiner. Was wir wohl wissen: Die Familie Philips hat der Stadt ihren Stempel aufgedrückt. Und auch dem Rest der Welt. Von den wichtigsten Philips-Erfindungen bis hin zu alten Fabrikgebäuden, die kreativ neu genutzt werden: Das ist das Erbe von Philips!

Philips luminöseste Erfindungen

In den vergangenen 130 Jahren hat sich Philips ganz schön viele clevere Gadgets ausgedacht. Welche wichtigen Erfindungen haben wir ihnen zu verdanken? Hier eine kleine Auswahl aus dem Fundus.

Peertje 2.0.

Im Jahr 1915 entwickelte Philips die mit dem Edelgas Argon gefüllte Glühbirnen. Zuvor war nichts in den Leuchten. Drin befand sich ein Vakuum. Durch das Füllen der Leuchte mit Argon hielt der Glühfaden länger und brannte heller. Nicht sehr nachhaltig, aber schon ein Schritt in die richtige Richtung.

Sicherere Röntgenstrahlen

In den 1920er Jahren waren Röntgenaufnahmen nicht sicher. Insbesondere für das Personal, das der gefährlichen Strahlung immer wieder ausgesetzt wurde. Philips entwickelte daher ein Metallgehäuse für die Röntgenröhre, das die Strahlung weitgehend abhielt: den Metalix.

Radio Philips

Schicke Straßenbeleuchtung

Das gelb-orange Licht der Straßenlaternen? Ja, auch eine Erfindung von Philips. Im Jahr 1931 entwickelten sie Philora: eine Natrium-Gasentladungslampe. Mit der typischen orangen Glut.

Glatt rasierter Kopf

Eine Erfindung, die viele vor Rasierwunden bewahrt hat: Philishave. Im Jahr 1939 entwickelten sie den ersten Rasierer mit rotierendem Kopf.

TV-Experimente

Im Jahr 1948 strahlte Philips die erste Live-Sendung in den Niederlanden aus. Zu empfangen auf wenigen Fernsehgeräten in und um Eindhoven. Vor allem in den Wohnzimmern der Führungskräfte von Philips. Was gab‘s zu sehen bei „Philips Experimentele Television“? Sänger und Sängerinnen, Blumen binden, Nachrichten, Kinderprogramm, Spielfilme, ein PSV-Fußballspiel und gelegentlich Werbung. Abwechselnd angekündigt von einem ehemaligen Radiosprecher (damals tätig in der Philips-Werbeabteilung) und einer Philips-Sekretärin.

Die Kompaktkassette

Ein Philips-Ingenieur und sein Team entwickelten die Kassette. Der erste Prototyp tauchte im Jahr 1963 auf. Auf diesem kleinen Tonträger konnte plötzlich jeder sein eigenes Musikprogramm zusammenstellen, Radio machen oder eine Nachricht aufnehmen und verbreiten.

Verbesserte Chips

Philips spielte auch eine wichtige Rolle in der wunderbaren Welt der Computerchips. In den 1960er Jahren entwickelten sie eine bahnbrechende Technik (LOCOS: Localised Oxidation of Silicon), was die Chipherstellung wesentlich effizienter machte.

Videorekorder fürs Heimkino

Im Jahr 1971 brachte Philips den ersten Video Cassette Recorder (VCR) auf den Markt.

Die Verbreitung der Energiesparlampe

In den 1980er Jahren begann Philips mit der Massenproduktion eines nachhaltigen Leuchtmittels: der Energiesparlampe. Im Jahr 2009 entwickelte Philips mit Partnern ein noch energieeffizienteres Leuchtmittel: die LED-Leuchte Luramic.

Die gute alte CD

Die Compact Disc war das Baby von Philips und dem japanischen Elektronikgiganten Sony. Diese 1,2 mm dicke Scheibe wurde 1982 auf den Markt gebracht. Auf der CD konnten wir Musik von nun an digital speichern und hören. Revolutionär für die Musikbranche.

3D-Skelette

Philips entdeckte 1998 die Möglichkeit zum Erstellen von 3D-Röntgenbildern, indem sich ein C-förmiger Arm um den Patienten dreht. Von da an konnte man sich seinen gebrochenen Arm echt genau ansehen! Ein schwacher Trost, aber immerhin.

Philips de Jongh Park opening 1949

Eindhovener Innovationsmentalität

Heutzutage gehören Glühbirnen und Kassetten in die Museen. Philips Blütezeit in der Lichtstadt ist längst vorbei und verstaubt in den Annalen des 20. Jahrhunderts. Der Hauptsitz von Philips wurde 1997 sogar nach Amsterdam verlegt.

Dennoch ist Eindhoven nach wie vor das leuchtende Zentrum für Innovation und Technologie. In den Niederlanden und darüber hinaus. Die Uni TU/e zieht jedes Jahr viele internationale Talente an. Oder ASML (okay, technisch gesehen in Veldhoven), ein global Player der Halbleiterindustrie. Das haben wir doch ohne Philips geschafft, oder? Nun, nicht ganz.

Bedarf an klugen Köpfen

All diese klugen Köpfe an der TU/e haben wir letztlich Philips zu verdanken. Mitte der 1950er Jahre brauchte das Unternehmen mehr hochqualifizierte Mitarbeiter. Für all die neuen Erfindungen natürlich. Die Uni wurde flugs gegründet, um diesen Bedarf zu decken. Bei der Gründung 1965 hieß sie noch „Technische Hogeschool“.

Spin-off von Philips

Nur wenige wissen: ASML ist eigentlich ein Spin-off von Philips. Der Chipmaschinenhersteller ging aus einer Kooperation von Philips und ASM International hervor. Zusammen wollten sie in den 1980er Jahren eine Chipmaschine von Philips auf den Markt bringen. Heute ist ASML einer der am schnellsten wachsenden Betriebe in den Niederlanden mit einem Milliardenumsatz.

Hightech-Hotspot

Ohne Philips gäbe es auch den High-Tech-Campus nicht. Der heutige Tech-Hub mit 260 Firmen wurde einst als Philips F&E-Standort gegründet. Heute ist das Gebiet an der Autobahn A2 in Eindhoven der Hotspot für Hightech-Innovationen. Mit dem Ziel, der nachhaltigste Campus Europas zu werden.

Philips stadion

Die erste Glühbirnenfabrik, das Philips Museum und De Witte Dame

Alles begann am Emmasingel im Stadtzentrum. Dort öffnete Philips die Pforten seiner ersten Glühbirnenfabrik. Diese kleine Fabrik gab Eindhoven den Spitznamen „Lichtstadt“!

Diese niedliche Glühbirnenfabrik war einst das höchste Gebäude Eindhovens. Der Schornstein überragte die gesamte Stadt. Nun beherbergt die Schornsteinspitze ein Lichtkunstwerk: Private Light von der Künstlerin Titia Ex, das aussieht wie eine leuchtende Kappe. Ein Leuchtpunkt, der dezent auf die Wiege des Philips-Abenteuers aufmerksam macht.

Wahrzeichen der Stadt

Später, als immer mehr Glühbirnen hergestellt werden mussten, zog die Fabrik auf die gegenüberliegende Straßenseite um. Philips ließ die ikonische Witte Dame als neues Fabrikgebäude bauen. Heute ist die Witte Dame ein multifunktionales Gebäude für Design, Kunst, Wissen und Technologie. Und eines der charakterisierenden Gebäude Eindhovens. Die Witte Dame symbolisiert die Veränderungen Eindhovens im Laufe der Jahre.

Das Philips Museum

Seit 2001 ist die alte, kleine Glühbirnenfabrik gegenüber der Witte Dame denkmalgeschützt. Und es ist der Standort für das Philips Museum. Im Museum erfährt man alles über die Unternehmensgeschichte. Hier kann man die Rolle von Philips bei wichtigen gesellschaftlichen Veränderungen verfolgen. Zuerst mit elektrischem Licht, später mit Radio, TV und schließlich ins digitale Zeitalter.

Im Jahr 2011 wurde das Philips Museum gründlich saniert. An der Stirnseite erhielt das historische Gebäude eine neue Glasfassade. Innen kann man die ursprüngliche Anordnung der alten Geräte zur Herstellung der Glühbirnen bewundern.

Grünes, grünes Eindhoven

Eindhoven ist eine der grünsten Städte der Niederlande. Wie das? Philips wollte gesunde, glückliche Mitarbeiter haben. Frits Philips glaubte an die wohltuende Wirkung von Pflanzen und Bäumen. Er wollte sein Fabrikgelände so gestalten, dass seine Arbeiter auf dem Weg zur Arbeit und zurück nach Hause eine gesunde Dosis Grün intus bekamen.

Frits spielte dabei eine aktive Rolle: Er sammelte Bäume auf seinen vielen Reisen und ließ sie nach Eindhoven verschiffen. Damit bot er seinen Mitarbeitern nicht nur eine schöne Aussicht, sondern sorgte auch für mehr Artenvielfalt in der Stadt.

Philips ist denn auch in den Namen einiger Parks zu finden. Nicht ohne Grund. Diese Parks gehörten einst der Familie Philips, bevor sie sie der Stadt schenkte.

So auch den Philips van Lenneppark, den das Ehepaar Philips - Van Lennep 1964 der Gemeinde Eindhoven schenkte. Der Park befindet sich am Autobahnring mit der Ausfahrt nach Tilburg.

Schon im Jahr 1920 schenkten Anton Philips und seine Frau Anna Philips de Jongh der Gemeinde einen Park. Der Philips de Jongh Wandelpark liegt im Stadtteil Strijp, in der Nähe des Landguts De Wielewaal. Der Ort, an dem die Familie Philips wohnte.

Auch dieses Landgut wird bald Teil der öffentlichen Grünfläche sein. Die Gemeinde möchte Landgoed de Wielewaal, wo Frits Philips von 1934 bis zu seinem Tod im Jahr 2005 wohnte, für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Das Landgut umfasst 142 Hektar. Das entspricht 200 Fußballfeldern. Viel mehr öffentliche Grünfläche also.

Von Ball kicken mit Kollegen bis Memphis Depay

PSV ist wohl ein Begriff. Der Fußballverein ist in allen Teilen der Welt berühmt. Weniger bekannt ist, dass PSV „Philips Sport Vereniging“ bedeutet. Der Sportverein wurde 1913 eigens für Philips-Mitarbeiter gegründet. Erst ab 1928 durften auch betriebsfremde Personen Mitglied werden.

Was einst als Sportverein begann, hat sich zu einem der erfolgreichsten Fußballclubs der Niederlande entwickelt. Im Laufe der Jahre haben internationale Spitzenspieler wie Cocu, Van Nistelrooy, Robben, Wijnaldum und Memphis Depay beim PSV gespielt. Alles dank der ersten Vorlage von Philips.

Philips Museum

Alte Fabriken mit neuem Leben

Das Schöne an Eindhoven ist, dass die Stadt ihre Vergangenheit in Ehren gehalten hat. Die alten Fabrikgebäude von Philips wurden nicht einfach dem Erdboden gleichgemacht. Es gibt sie immer noch. Und alle haben eine neue, coole Nutzungsart gefunden.

Strijp-S

Einst verlassenes Fabrikareal, heute eines der quirligsten Stadtteile. Strijp-S wurde als Gewerbegebiet entwickelt. Insbesondere für die Fabriken von Philips. Doch seit 2007 hat sich Strijp-S stark gewandelt. Seit dem Weggang von Philips hat es sich zu einem angesagten Stadtteil gemausert. Voller einzigartiger Geschäfte, Gastronomie, Büros und lauter Kreativlinge. Aber dann mit dem industriellen Charakter vergangener Zeiten.

Anton und Gerard

Anton und Gerard, die großen weißen Gebäude, die Strijp-S prägen, waren einst Fabrikgebäude, in denen diverse Philips-Produkte hergestellt wurden. Heute sind darin schöne Lofts zu finden.

Das Klokgebouw

Durch das Klokgebouw weiß man gleich, dass man in Strijp-S ist. Das hohe Gebäude verdankt seinen Namen der Uhr (klok) oben am Turm. Auch darauf liest man PHILIPS statt Uhrenziffern im Halbrund von 9 nach 3 Uhr gleich zwei Mal. Das Gebäude wurde Ende der 1920er Jahre als Fabrik für Philite, Philips Markenname für Bakelit, gebaut.

Wenn man jetzt ins Klokgebouw geht, trifft man dort auf Büros von mehr als 100 Firmen aus der Kreativbranche. Aber Musik gibt es hier auch! Das Klokgebouw ist ein beliebter Veranstaltungsort und beherbergt Pop-Bühne und Proberaum PopEI. Am Südende ist außerdem das Blue Collar Hotel im Gebäude untergebracht. Dieses eigenwillige Hotel weist viele charakteristische Elemente aus der Philips-Ära auf. Und ein Hauch von Rock 'n' Roll.

Machinekamer

Der „Maschinenraum“ war einst Teil des Kraftwerks im Klokgebouw. Das Gebäude hielt Strijp-S am Laufen. Jetzt beherbergt es das Restaurant Radio Royaal in der obersten Etage. 1.300 Quadratmeter rohes Industriedesign mit französisch-deutscher Küche. Außerdem befindet sich hier der Pastry Club, Velo d'Anvers sowie Room108 & Gusj Market.

Natlab

Natlab ist eine Abkürzung für „Physiklabor“. Hier haben Philips-Wissenschaftler jahrelang alles Mögliche erfunden. Albert Einstein hat hier sogar mal einen Vortrag gehalten.

Jetzt hat das Gebäude wenig mit Physik aber stattdessen alles mit Kultur und Film am Hut. Beim Natlab gibt‘s Programmkino, Theater und Talkshows. Aber man kann dort auch einfach nur gut essen und trinken gehen.

Mehr Architektur und tolle Gebäude

In puncto Architektur hat Philips viel mehr als nur einige alte Fabrikgebäude hinterlassen. Hier ist zu lesen, welche tollen Gebäude ebenfalls Teil der Philips-Geschichte sind.

Philipsdorp & Drents Dorp

Drents = Drenthe? Die Provinz ist doch im Nordosten, oder? Genau. Philips hatte viele Mitarbeiter aus ebendieser Provinz angeworben. Um sie in Eindhoven ansiedeln zu können, baute Philips in den 1920er Jahren einen ganzen Häuserblock für sie. Daher der Name „Drents Dorp“. Die typischen Arbeiterhäuser, die damals gebaut wurden, stehen immer noch.

Zehn Jahre vor dem Drents Dorp wurde das Philipsdorp im Stadtteil Strijp gebaut. Hier sollten die Mitarbeiter der schnell wachsenden Fabrik ihr Zuhause haben.

Evoluon

Einige haben es als Kind besucht, als das Evoluon noch ein edukatives Technologiemuseum war. Seit 1996 wird dieses kultige UFO als Kongresszentrum und Veranstaltungsort genutzt. Das schrullige Gebäude wurde der Stadt 1966 von Philips geschenkt anlässlich ihres 75-jährigen Jubiläums. Tipp für alle, die sich nach der guten alten Zeit sehnen: Mit Next Nature kann man hier in die Zukunft von gestern zurückkehren.

Philips Stadium

Es begann mit einer Wiese zwischen der Stadt und den Fabriken auf Strijp-S, wo Philips dann einen Sportpark für die Bewohner des Stadtteils Philipsdorp baute. Jetzt ist das Philips Stadion (bzw. PSV-Stadion) die Basis des PSV. Ein Fußballstadion, dass mehr als 35.000 Besuchern Platz bietet.

Die Philips Sternwarte

Im Jahre 1935 wurde der Wetter- und Astronomiekreis Eindhoven gegründet. Zunächst waren das nur Philips-Mitarbeiter mit einem Interesse fürs Wetter und Astronomie. Als der Verein eine eigene Sternwarte haben wollte, wurde sie im Stadswandelpark gebaut. Im Jahr 1938 legten sie den Grundstein für das Observatorium nach einem Entwurf des Philips-Architekten Louis Kalff.

Villa de Laak

Eines der auffälligsten Anwesen im Stadtteil Tongelre ist Huize (bzw. Villa) de Laak. Die Villa wurde 1907 von Anton Philips in Auftrag gegeben, der dort anschließend mit seiner Frau Henriëtte lebte. Leider ist das Haus nicht frei zugänglich. Aber von Parklaan bietet sich ein guter Blick auf die Villa.

Strijp T + R

Nach Strijp-S baute Philips auch die Industriegelände Strijp-T und Strijp-R; geplant waren auch noch Strijp-IJ und Strijp-P, aber dazu kam es nicht.

Strijp-T

Einst das Kraftwerk, das den Energiebedarf von Philips deckte, ist Strijp-T heute eine Brutstätte für Design und Innovation. Es hat sich zu einem Gewerbegebiet für diverse innovative Firmen aus Eindhoven entwickelt.

Strijp-R und Piet Hein Eek

Nur einen Steinwurf von Strijp-T entfernt liegt Strijp-R. Es wird vom Zoompark umrahmt, das Frits Philips anlegen ließ, damit die Philips-Mitarbeiter von wohltuendem Grün umgeben wären. In Strijp-R trifft man u.a. auf den RK-Komplex, der ehemaligen Keramikwerkstatt von Philips. Vor Jahren wurden hier Radios und Fernsehgeräte hergestellt. Es ist eines der wenigen Gebäude, die hier nach dem Weggang von Philips stehen blieben.

Strijp-R ist jetzt die Ausgangsbasis des Designers Piet Hein Eek. Hier befindet sich die Werkstatt und der Ausstellungsraum des weltberühmten Designers. Lust, eine von Piets Kreationen mit nach Hause zu nehmen? Lucky you. Hier gibt es auch den Piet Hein Eek-Shop. Als i-Tüpfelchen kann man noch etwas essen im Piet Hein Eek Restaurant oder eine Nacht in seinem Designer-Hotel verbringen! Auf Strijp-R trifft man auch auf weitere kreative Unternehmen und Designstudios.